Codewort Gummistiefel

Gummistiefel

Die Hexe aus dem Osten wohnte unterhalb unseres Hauses in Richtung Dorf. Eigentlich hieß sie Frau Worscheit. Aber so nannte sie keiner. Im Garten hielt sie Hühner. Wir Kinder glaubten, nach dem Schlachten mahlte sie ihre Knochen und braute daraus Zaubertränke. Jedes Mal, wenn ich an ihrem Haus vorbeiging, wurden meine Schritte schneller.

Eines Morgens auf dem Weg zur Schule stand auf der Höhe ihres Hauses Nero, der Schäferhund von Herrn Kraut. Nero entwischte gelegentlich und jagte andere Hunde, gerne auch Katzen. Was für die Hunde oder Katzen nie gut ausging.

Nero sah mich an und ich hatte keine Ahnung, ob er nicht auch Schulmädchen jagte. Mein Atem ging flach. Vorsichtig sah ich mich um. Niemand da. Ich trat einen Schritt zurück und hörte Knurren. Ich ging einen Schritt nach vorne und hörte Knurren. Der Schweiß brach mir aus.

Da klapperte eine Tür. Die Hexe stapfte auf uns zu. Ihre Füße steckten in gelben Gummistiefeln. Sie trug eine grünblaue Kittelschürze und ihre dünnen Haare standen in alle Richtungen ab. In der Hand hielt sie einen Besen, den sie Nero entgegen streckte. Nero knurrte. Die Hexe klopfte mit dem Besen auf den Boden. Nero knurrte lauter. Die Hexe fuchtelte mit dem Besen vor Neros Gesicht. „Hau ab. Wag es ja nicht, meine Nachbarin anzufallen! Hast du mich verstanden?“ Nero sah sie unverwandt an. Ebenso starrte sie zurück. Erneut schlug sie mit dem Besen auf dem Boden. Nero zog den Schwanz ein und trollte sich.

Frau Worscheit stellte den Besen ab und stützte ihre verschränkten Arme auf das Ende des Stiels. Sie musterte mich. Ich nahm ihren herben Geruch nach Schweiß wahr.

Sie nickte mir zu. „Wir Frauen müssen zusammenhalten. Gegen alle Hunde dieser Welt.“

Ich wagte ein Lächeln. Es war das erste Mal, dass mich jemand als Frau bezeichnete.

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