Codewort Schuster

Am alten Bergwerk

Warum, will er wissen.

So eine gewichtige Frage nach einer langen Wanderung. Den ganzen Tag in den Bergen herumgekraxelt, damit ich mich am Ende des Weges dieser Frage stelle. Haben Männer andere Gründe als Frauen? Ich stelle die Gegenfrage.

Er hat direkt eine Antwort parat. Sein Humor ist wie immer unschlagbar. Wir Männer lieben Frauen, weil sie kein Testosteron haben.

Ach so! Ja, da ist etwas dran. Dass es mit Biologie zu tun hat. Mit Hormonen, Körperchemie, mit unseren Genen. Die Dämmerung setzt ein, wir wandern weiter den Pfad hinauf.

An der Holzhütte angekommen, legen wir unsere Rucksäcke ab. Zeit für ein Lagerfeuer.

Nach der Entfachung setzen wir uns auf einen Baumstamm und sehen in das langsam aufgehende Feuer. Die Nacht ist kühl, die Luft ist staubig. Wir essen Brote und ruhen uns aus.

Wir lieben, weil es ein wunderschönes Gefühl ist zu lieben. Und noch schöner, wenn wir zurückgeliebt werden. Das ist Glück. Es ist ein schönes, es ist ein notwendiges Gefühl.

Er schürt das Feuer, das uns wärmt, ich strecke meine Hände aus. Die Flammen tanzen gelb und wild.

Frauen lieben Männer, um mit ihnen klarzukommen und ein Band zwischen sich und ihnen zu knüpfen. Sie wollen etwas Besonderes in ihnen sehen. Ich sehe ihn an.

Unruhig, und doch beruhigend, schlängeln sich die Flammen durch die Luft, Licht und Schatten toben auf seinem Gesicht. Der Staub um uns herum glänzt golden.

Lieben und Geliebtwerden – ein nicht ewig anhaltendes Gefühl. Liebe vergeht nach einer Weile.

Eine Flamme zischt empor und verbrennt mir fast die Finger, dann wird das Feuer kleiner und erlischt. Der Goldstaub legt sich wie Seide auf uns.

Er steht auf und hält mir seine warme Hand hin, um mich hochzuziehen. Wir sind noch hungrig und gehen in die Hütte.

 Codewort Schuster

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