Codewort Gazelle

Gespenster

Sie waren auch in meiner Wohnung, sagte sie, sie haben Dinge woanders hingestellt. Sie wollten, dass ich verrückt werde. Nachts liefen sie über mir in der leerstehenden Wohnung herum. Ich hörte ihre Schritte.

Meine Gazelle floh in jede mögliche Richtung.

Sie sagte, sie verfolgen mich. Auf der Straße ein Moped, es fuhr immer wieder an mir vorbei. Dann legte sie den Finger auf ihren Mund. Suchte in meiner Küche nach einem Stück Papier. Zog die Rollos herunter und schrieb mir auf, was sie nicht sagen konnte. Weil draußen Drohnen mit Richtmikrophonen vorm Fenster flogen und alles ausspionierten, was wir miteinander redeten. Danach riss sie die Zettel in kleine Fetzen und steckte sie in ihre Jackentasche.

Meine Gazelle hetzte durch die Straßen der Stadt.

Sie hatte die Fensterscheiben mit undurchsichtiger Folie beklebt, weil sie im Erdgeschoss wohnte. Niemand sollte sehen, dass hier ein Kind lebt. Ihr Kind, der Antichrist. Sie musste es schützen. Sie bat den Vater, es zu holen, damit niemand ihm etwas tut. Auch sie selbst nicht.

Meine Gazelle stand geduckt im Schatten der Häuser.

Sie bat mich zu kommen. Sie schenkte mir Blusen, Schals und Stulpen für den Winter. Sie verschenkte alles an jede, die zu ihr kam. Sie wollte aufbrechen. Jenem Mann folgen, dessen Identität sie nicht preisgeben wollte. Ich würde alles erfahren. Später, sagte sie und streichelte meine Wange. Alles wird gut.

Meine Gazelle setzte an zum Sprung über den Graben.

Sie rief mich an, sie hatte die Polizei gerufen. Die haben sie in die Klinik gebracht. Ihre Vergangenheit, sagte sie, hat sie eingeholt. Welcher Teil ihrer Vergangenheit sagte sie nicht. Es wäre besser, ich wüsste es nicht. Sie sagte, die glauben mir nicht. Die wollen mich hier nur heilen.

Aber du, sagte sie, du glaubst mir, ich weiß es.

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